Forschungsbereich Survey Methodology

Aufgrund der Bedeutung von Bevölkerungsumfragen als einem essentiellen Lieferanten von Primärdaten für die sozialwissenschaftliche Forschung und als unverzichtbares Instrument sozialwissenschaftlicher Grundlagenforschung sowie als wichtige Grundlage für die politische Information und Vorbereitung politischer Entscheidungen, ist die Qualität von Umfragedaten ein zentraler Gegenstand der empirischen Sozialforschung.

Seit Anfang der 1980er Jahre wird zunehmend versucht sozialpolitisch und sozialwissenschaftlich relevante Fragen auch im Längsschnitt zu analysieren. Hierbei spielen so genannte Panel-Erhebungen, bei denen periodisch dieselben Untersuchungseinheiten befragt werden, eine besondere Rolle. Im Rahmen derartig komplexer Erhebungen treten eine ganze Reihe von methodischen Probleme auf, die im Rahmen von Analysen bei Nichtberücksichtigung zu Artefakten führen. Der Lehrstuhlinhaber hat in den letzten Jahren insbesondere für die größte deutsche Panelerhebung, dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), welches im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) betreut wird, eine Vielzahl von methodischen Studien durchgeführt und in referierten Fachzeitschriften veröffentlicht. In aktuellen Forschungsprojekten steht das weitere Teilnahmeverhalten und die Wiedergewinnung von Befragten, Technologieeffekte (z.B. computergestützte Befragungen), die Auswirkungen von Item- und Unit-Nonresponse sowie das Erkennen von Interviewfälschungen im Vordergrund.

Bei den üblicherweise durchgeführten Zufallsstichproben gehören die systematischen Fehler wie etwa selektive Ausfälle potentieller Befragter zu den größten methodischen Problemen, sie wirken ungünstig auf die Validität und Reliabilität der erhobenen Daten und führen zu großen Analyseproblemen. Ein Forschungsziel an dem Lehrstuhl besteht darin, insbesondere in Zusammenarbeit mit der SOEP-Gruppe am DIW Berlin sowie dem Befragungsinstitut TNS Infratest Sozialforschung, den Bereich „Survey Methodology“ weiterzuentwickeln.

Analyse und Modellierung von Geodaten bzw. kleinräumigen Daten unter Nutzung von GIS Systemen

Die Georeferenzierung von sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Mikrodaten (d. h. die präzise Verortung von z.B. Wohnungen und Firmen unter Einhaltung des Datenschutzes) wird inzwischen ein immer wichtigeres Thema. Fast 80 Prozent aller empirischen Daten verfügen im Prinzip über räumlich-zeitliche Referenzpunkte (Hintze/Lakes 2009). Eine Kombination von empirischen Daten und ihren räumlichen sowie zeitlichen Bezugspunkten ermöglicht ganz neue Formen der statistischen Modellierung und Mehrebenen-Analysen. Dieses Analysepotential gilt es in datenschutzrechtlich absolut sicherer Art und Weise auszuschöpfen und zu neuen, kreativen Lösungen und Analysen zu kommen. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft Kenntnisse im Umgang mit Geodaten nicht nur allein für Geographen sondern insbesondere auch für Sozialwissenschaftler immer relevanter werden.

Ein wichtiges Forschungsziel an dem Lehrstuhl besteht darin, geeignete Methoden zur sozialwissenschaftlichen Analyse von Geodaten zu entwickeln. Diese Forschungsarbeiten erfolgen in enger Kooperation mit dem Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) an der Ruhr-Universität Bochum und der Infrastruktureinrichtung SOEP im DIW Berlin sowie dem Statistischen Landesamt in Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Dichte von Kindern in SGB II-Bedarfsgemeinschaften im Ruhrgebiet (Schräpler 2009)

Dichte von Kindern in SGB II-Bedarfsgemeinschaften im Ruhrgebiet (Schräpler 2009)